Prüfungsangst- hol` dir die Kontrolle zurück!
Die Worte auf dem vor ihr liegenden Blatt verschwammen zu unlesbaren Pfützen. Ihr Hals war trocken, die Hände zitterten. Das Pochen in ihren Ohren wurde immer lauter. Alles drehte sich, es fühlte sich an, als wäre die Welt um sie herum in Watte gehüllt. Dumpf die Geräusche um sie herum. Das Flüstern der Kommilitonen, die angespannte Stille, der fragende Blick der Professorin- alles in Zeitlupe, sich endlos hinziehend, wie in einem Film. Kein klarer Gedanke war zu fassen, außer: „Ich muss hier raus!! Ich schaffe das nicht!“
Sie fand sich kauernd auf der Damentoilette wider. Weinend. Zitternd. Verzweifelt. Langsam beruhigte sich ihr Atem. Langsam konnte sie sich wieder im Spiegel erkennen. So etwas hatte sie noch nicht im Ansatz zuvor erlebt. Es hatte sie überrollt wie eine Dampflok. Dorthin zurück? Never! Doch wie dann das Examen schaffen?
Prüfungsangst wie oben beschrieben kann einen in richtige Panik versetzen. Das Absolvieren der Prüfung fühlt sich dabei oft an wie ein reißender Fluss, der irgendwie durchquert werden muss. Wir fühlen uns hilflos, ausgeliefert und völlig unfähig.
Doch die Flucht aus bzw. die Vermeidung dieser angsteinflößenden Belastungssituationen ist zwar verständlich, jedoch vergrößert sie die bestehenden Ängste in den meisten Fällen.
In belastenden Angstsituationen wie zB. einer Prüfungsangst, entscheidet unsere Kontrollüberzeugung maßgeblich darüber, ob wir uns der Situation gewachsen fühlen oder nicht. Man unterscheidet hier zwischen internaler Kontrollüberzeugung („Ich kann es aus eigener Kraft schaffen“) und externaler („Ich bin Opfer äußerer Umstände, mir wird übel mitgespielt.“).
Besonders förderlich ist es, erstere Überzeugung zu trainieren. Und genau dieses Kontrollempfinden gilt es auch in einer Angstsituation wiederzuerlangen. Wie kleine Trittsteine, die uns trockenen Fußes durchs Nass führen.
Doch wie kann das konkret aussehen?
Schauen wir einmal, welche einzelnen Punkte du vor und während der Situation unter Kontrolle hast:
✨ Die Intensität und Qualität deiner Vorbereitung (zB., indem du die Prüfung simulierst)
✨ Wie gut du in Balance bist während der Vorbereitungsphase durch gute Ausgleichsaktivitäten (Pausen, Schlaf, Sport, Freunde, Brainfood)
✨ Die Auswahl deines Schreibmaterials und deiner Kleidung
✨ Den strukturierten Tagesablauf vor der Prüfung
✨ Stärkende Gedanken vor und in der Prüfung
✨ Rückgriff auf deinen Wissensschatz und das Wissen, dass du gut vorbereitet bist
✨Die Überzeugung, dass du nicht perfekt sein musst und Fehler dazu gehören
✨Deine Atmung und spezielle Beruhigungstechniken während der Prüfung
✨ Wenn… dann Pläne
Das ist eine ganze Menge, oder? Und durch die Einübung dieser einzelnen kleinen Kompetenzstückchen erlangt der Prüfling immer mehr seiner internalen Kontrollüberzeugung zurück. Das gibt Sicherheit und Ruhe. So dass das andere Ufer trockenen Fußes erreicht werden kann.